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Einführung |
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Häuserzeile in Porto Sonnenuntergang am Hafen von Porto Dorfkirche auf dem Weg nach Barcelos Im Schatten Weinlauben nach Ponte de Lima Bauer auf dem Weg nach Valença Intern. Brücke zwischen Valença und Tui Kirche in Tui Kirchenfenster
in Redondela Pilgeroriginal bei Caldas de Reis Jakobusstatue bei Padron Kirche hinter Padron ©
Sämtliche Inhalte sind durch den Verfasser urheberrechtlich geschützt |
Auf dem Caminho Portugues
Portugal und Galicien entdecken Der Text erscheint im April 2006 in
"unterwegs" Nr. 57, der
Mitgliederzeitung des Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft Würzburg. ©
Sämtliche Inhalte in Bild und Text sind durch den Verfasser urheberrechtlich
geschützt. Die Statistik des Pilgerbüros in
Santiago de Compostela spricht eine deutliche
Sprache: Der Caminho Portugues
ist noch vor der Via de la Plata und dem Camino del
Norte die beliebteste aller „Nebenstrecken“ des
Jakobsweges. Im heiligen Jahr 2004 fanden auf dieser Route, die erst 1999
erstmals mehr als 1000 Pilger führte, bereits 16.000 Pilger ihren Weg durch
die lieblichen Landschaften Portugals und Galiciens nach Santiago. Als ich im
August 2005 vom Conrad Stein Verlag mit dem Verfassen eines praktischen
Führers für diese Route beauftragt wurde, durfte ich erfahren, warum der Weg
in den vergangenen Jahren so an Beliebtheit gewonnen hat. Zur Geschichte des Weges Die Geschichte des Weges, der bei
uns unter dem Namen „Caminho Portugues“
bekannt wurde, ist natürlich älter als der oben erwähnte Werdegang in den
vergangenen Jahren. Vermehrt ab Wiedererlangung der Unabhängigkeit Portugals
im 12. Jh. pilgerte der kleine Mann aber auch Könige und Heilige zum Teil auf
verschiedenen alten Römerstraßen, von deren Geschichte hier und da noch
einige römische Meilensteine zeugten, nach Santiago. Das Land wurde so
schließlich von einem Netz von Jakobswegen durchzogen, die im Süden des
Landes begannen und über die verschiedensten Städte nach Santiago führten.
Während im Süden des Landes die Wege nach Santiago später wieder in
Vergessenheit gerieten, wurde im Norden stets der Jakobuskult und damit
verbundene Pilgerreise nach Santiago aufrechterhalten. Zum Heiligen Jahr 1999
wurde zunächst die in Galicien verlaufende Wegstrecke von Tui
nach Santiago wieder lückenlos ausgezeichnet und auf demselbem
Wegstück die ersten Herbergen neu eröffnet. In den darauffolgenden
Jahren begannen dann in Portugal an verschiedenen Orten
Auszeichnungsarbeiten, die allerdings zunächst sehr lückenhaft blieben. Ab
dem Jahre 2004 konnte dann aber schließlich von einer vollständigen
Auszeichnung des Weges ab Porto gesprochen werden. Hierbei kann entweder die
östliche Route über Braga, der Caminho Interior, oder die zentrale Route über Barcelos der Caminho Central
gewählt werden. Die westliche Route, welche in unmittelbarer Nähe des Meeres
verläuft, ist weniger zu empfehlen, da sie ungenügend ausgezeichnet ist und
zudem durch eng besiedeltes Gebiet führt. Bis zum Herbst 2005 waren die
Pilgerfreunde von Porto eifrig damit beschäftigt, „... die bereits lückenlose
Markierung des Weges zwischen Coimbra und Porto weiter zu perfektionieren.“
Wenngleich hier in der vergangenen Zeit eine beachtliche ehrenamtliche Arbeit
verrichtet wurde, sprach die Tatsache, dass einige Pilger, die den Weg auf
diesem Teilstück wegen fehlender Markierungen abbrachen und später in Porto weiterführten
zumindest bis Sommer 2005 eine andere Sprache, weshalb in diesem Artikel und
auch in dem im März 2006 erscheinenden (erschienenen) OutdoorFührer
zum Weg vorläufig nur die Wegstrecke ab Porto beschrieben ist. Die näheren Umstände auf dem Weg Wem die hier beschriebenen 235 km
Wegstrecke nicht ausreichen oder wer bewußt als
Pionier unterwegs sein will, dem sei empfohlen, die Probe aufs Exempel zu
machen, und den Weg in Lissabon oder in Coimbra zu beginnen. Sollte die
Auszeichnung nach wie vor nicht ausreichend sein, so hat man später immer
noch die Möglichkeit, den Bus nach Porto zu nehmen und von dort aus
weiterzulaufen. Eine andere Möglichkeit den Weg zu verlängern besteht darin,
nach Erreichen Santiagos noch den je nach Route 91 bis 115 km langen Weg nach
Finisterre anzuhängen. Auf dem Caminho
Portugues sind heute vor allem spanische Pilger
unterwegs, die meist innerhalb der letzten 114 km, welche auf spanischem
Boden verlaufen starten. Portugiesen, die üblicherweise in Portugal den Weg
beginnen, machen mit Abstand die zweitgrößte Pilgergruppe aus. Bei Pilgern,
die aus dem Ausland stammen, handelt es sich meist um erfahrene Pilger, die
auf dem Weg eine Abwechslung suchen und auch finden. Ich empfehle aus den oben
genannten Gründen derzeit grundsätzlich den Weg in Porto zu starten und dann
den 121 km langen Weg über Barcelos zur spanischen
Grenze zu wählen, um den Gang durch die ausgedehnten und wenig erholungsfördernden Vorstädte von Braga zu vermeiden. Wenngleich in Portugal bisher nur
eine offizielle Herberge eröffnet wurde, konnten zahlreiche oftmals originell
gestaltete provisorische Pilgerherbergen, einige günstige Pensionen sowie
weitere Notunterkünfte ausfindig gemacht werden, so dass bis auf eine
Ausnahme Tagesetappen von bis zu 25 km geplant werden können. In Spanien
existiert ein flächendeckendes Netz an meist kostenlosen Pilgerherbergen und
nur auf den letzen 50 km vor Santiago muß zu
Stoßzeiten gelegentlich mit einem Mangel an Betten gerechnet werden. Das Klima auf dem Weg weist keine
großen regionalen Unterschiede auf. Es ist, wie auch in Santiago, warm aber
abgesehen von den Sommermonaten auch gelegentlich etwas feucht. Der Weg ist
von März bis Oktober gut begehbar, wobei die empfehlenswertesten Monate wohl
Mai und September sind, da die Temperaturen dann am angenehmsten sind und
zudem mit wenig Regen zu rechen ist. Wer auf dem Caminho
Portugues die endlosen menschenleeren Weiten der
Meseta oder der Via de la Plata sucht, hat sich hier eindeutig auf den
falschen Weg verlaufen. Der Weg bezaubert ganz im Gegenteil durch eine zum
Teil sehr liebliche Kulturlandschaft, die den Pilger im schnellen Wechsel
durch kleine portugiesische Dörfer, Weinlauben, Wiesen und Felder aber auch
über mittelalterliche Brücken und an Buchten vorbei führt. Man wandert meist
auf kleinen wenig befahrenen Dorf- und Landstraßen, Flurstraßen und auch
Wanderwegen. Auf viel befahrenen Landstraßen muß
man zum Glück nur seltener lange Wegstecken zurücklegen, so dass nur ca. 15
km des Weges als ausgesprochen unangenehm zu bezeichnen sind. Der Wegverlauf
ist einfach, meist hügelig oder eben und nur an wenigen Stellen steil.
Wasser- oder Verpflegungsprobleme existieren aufgrund der engen Besiedlung
praktisch nicht. Für Radfahrer ist der Weg bis auf wenige Ausnahmen ohne
große Probleme zu bewältigen. Der Wegverlauf und
seine Attraktionen Der Weg beginnt in Porto, der
inoffiziellen Kulturhauptstadt Portugal, die neben dem berühmten Portwein mit
einer reizvollen Innenstadt und zahlreichen Attraktionen aufwartet, so dass
hier ein mehrtägiger Aufenthalt zu Beginn der Pilgerreise sehr zu empfehlen
ist. Wenngleich in Porto derzeit noch keine sichere Pilgerherberge existiert,
machen günstige Pensionen und Restaurants sowie eine Jugendherberge einen
längeren Aufenthalt auch finanziell erschwinglich. Die gut 36 km von Porto zur ersten
offiziellen portugiesischen Herberge in Rates kann
man, wenn man in einer bezahlbaren Pension übernachtet, gut in zwei
Tagesetappen aufteilen. Da sich der Weg aus der Stadt ohnehin nicht sehr
reizvoll gestaltet, bietet sich hier auch die Alternative, mit dem Stadtbus
von Porto einige Kilometer der Vorstädte abzukürzen. Von Rates
führt der immer schöner werdende Weg 17 km nach Barcelos,
einer reizvollen und geschichtsträchtigen Kleinstadt, deren freundliche
Atmosphäre und international bekannte Keramikkunst den Pilger ebenfalls zum
Bleiben einladen. Wer genug Zeit mitbringt, für den bietet sich hier auch die
Gelegenheit, zu einem Busausflug in die nahe gelegene Stadt Braga. Auch in Barcelos findet sich eine provisorische Pilgerherberge
und darüber hinaus auch originelle zum Teil gut ausgestattete Notunterkünfte
und günstige Pensionen. Von Rates
führt der Weg über zwei Anhöhen hinweg 32 km nach Ponte de Lima, einer der ältesten
Städte Portugals, welche nach ihrer beeindruckenden über den Fluß Lima verlaufenden Römerbrücke benannt worden ist.
Hier kann man wahlweise in der Jugendherberge, bei der Feuerwehr oder in
preisgünstigen Pensionen unterkommen Bedauerlicherweise finden sich auf
dem Weg dorthin nur schwer weitere geeignete Übernachtungsmöglichkeiten. Wer
die 32 km dorthin nicht bewältigen kann, dem bietet sich für die letzten
Kilometer notfalls die Abholung und Rückbringung durch ein kostengünstiges
Taxi an. Der besonders reizvolle Weg hinter Ponte de Lima verläuft, vorbei am
berühmten Cruz dos Franceses hinauf zum höchsten
Punkt der Pilgerreise, dem 405 m hohen Paß Portela Grande und erreicht schließlich nach 17 km Rubiães, wo sich eine günstige Pension und eine Notunterkunft
befinden, die in der kommenden Zeit zu einer Herberge ausgebaut werden soll.
Gut 16 km bzw. 20 km trennen Sie von hier aus von den beiden Grenzstädten Valença und Tui, welche
inzwischen beide über gut eingerichtete Herbergen verfügen und von einer
berühmten internationalen Brücke verbunden werden. In Valença lädt besonders
die von einer historischen Festungsanlage umgebene Altstadt zu einer
Besichtigung ein. 4 km weiter steht die Kathedrale
von Tui und der daran anschließende Museumsbereich
auf dem Pflichtprogramm. Knapp 16 km läuft man von hier in die durch
Industrie geprägte wenig attraktive Stadt Porriño,
wo sich eine moderne Pilgerherberge befindet. Wem es hier nicht gefällt läuft
5,3 km in das kleine Dorf Mos weiter und kann dort
in einer weiteren kleinen Pilgerherberge unterkommen. Bereits gut
eingelaufene Pilger könnten in Erwägung ziehen, von hier aus weiter in das
9,4 km entfernte Redondela zu gehen. Hier ist in
einem renovierten Herrenhaus die erste neueröffnete
Pilgerherberge des Caminho Portugues
untergebracht. Insbesondere die nahe gelegene Meeresbucht und zwei alte
Eisenbahnüberführungen, welche über die Stadt verlaufen, sind hier als
Sehenswürdigkeiten zu nennen. Über zwei Anhöhen hinweg und vorbei an einer
Meeresbucht führt der Weg nun gut 17 km zur modernen Herberge der
Pilgerfreunde von Pontevedra, die sich 1,5 km vor
dem Stadtkern befindet. Die Stadt, die eigentlich als Wirtschaftszentrum
bekannt geworden ist, überrascht mit einer sehr sehenswerten Innenstadt und
einer reichhaltigen Pilgertradition, in deren Zentrum sich das Sanktuarium
der Virxe Peregrina
befindet, einer Kirche die im Grundriss einer Muschel errichtet wurde und
Maria als Pilgerin darstellt. Bereits nach knapp 12 km trifft
man in Portela auf die nächste Herberge. Gut 6 km
weiter folgt in Cruceiro eine weitere Herberge. Das
von hier aus knapp 5 km entfernte Caldas de Reis,
das wegen seiner heißen und zum Teil auch öffentlich zugänglichen
Thermalquellen bekannt geworden ist und müde Pilgerfüße zu einem Bad einlädt,
verfügt zwar nicht mehr über eine reguläre Herberge, die Pilger können aber
gegen einen kleinen Obolus im Tagesheim einer Grundschule übernachten. Gut 18
km von hier entfernt erwartet Sie nun ein Highlight des Caminho
Portugues – Padron. Hier
ging der Legende zu Folge des Schiff mit dem Leichnam des Heiligen Jakobus an
Land, der von hier aus mit einem Ochsenkren darauf seinen Weg bis zu dem Ort,
wo heute die Kathedrale von Santiago thront nahm. Auch hier laden historische
Zeugnisse und Sehenswürdigkeiten und nicht zuletzt eine gut ausgestattete
Herberge den Pilger zu einem kurzen Aufenthalt ein. Weiter geht es mit großen
Schritten auf Santiago zu nach gut 10 km bietet sich evtl. bei Teo nochmals die Möglichkeit in einer abgelegenen
Herberge zu übernachten um dann am nächsten Tag nach weiteren 13 km
frühzeitig Santiago zu erreichen. Resümee Lassen Sie mich auf den Punkt
kommen: Von einigen Pilgerfreunden wurde mir als Autor des bald erscheinenden
Outdoor – Führers die Gewissensfrage gestellt, ob
ich diesen Weg empfehlen kann. Ich kann diese Frage nach meinen Erfahrungen
und auch nach den Berichten zahlreicher Pilger überzeugt mit „Ja“
beantworten. Der Caminho Portugues
ist nicht zu Unrecht der zweit beliebteste Jakobsweg überhaupt. Er bietet die
Möglichkeit, das schöne Land Portugal jenseits der für den Tourismus
errichteten Fassade kennen zu lernen. Besonders beeindruckt hat mich die
Gastfreundlichkeit der Portugiesen und der Galicier, die mich auf dem ganzen
Weg begleitete. Auch die hiesige Küche kann überraschen und ist meist sehr
günstig. Die Tatsache, dass der Weg (noch)
relativ kurz ist muß nicht als großer Nachteil
angesehen werden. Kosten Sie den Weg langsam aus und hängen Sie bei Bedarf
den Weg nach Finisterre an. Für Pilgeranfänger und Kurzurlauber
ist er nahezu ideal: Man kommt in Santiago an, ohne den für die letzten
Kilometer typischen Kampf um das letzte Bett zu erleben und findet dennoch
eine gute Infrastruktur vor. Sehr erfreulich ist auch der Umstand, dass
sowohl Santiago als auch Porto von der Billigfluglinie Ryanair
angeflogen werden. Bei rechtzeitiger Buchung kann man daher ab Frankfurt /
Hahn mit An- und Abreisekosten für weit unter 100 € rechnen. “um bom caminho” und “buen camino” - wie man in Portugal
und Spanien zu sagen pflegt.
Raimund Joos |
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